Auch wenn ich die letzten Beiträge etwas vom Thema
abgekommen bin, kam ich nicht umhin, mich über die dauernd bei mir
eintreffenden Christian Sander Mails zu amüsieren.
Höret, höret nun:
Mit dieser Eigenschaft werden Sie ihn verzaubern,
Elli!
Diese weibliche Eigenschaft macht Männer süchtig
Elli.
Was Männer magisch anzieht.
Elli, er weiß nicht was er will?
Wenn Sie DAS tun, wird er sie für immer lieben.
Selbst der unaufmerksamsten Leserin muss auffallen,
dass sich die Themen nicht nur ähneln, nein sie behandeln eigentlich immer das
Gleiche, nur in verschiedenen Überschriften.
Aber aufmerksame Leserinnen von Herrn Sander
kennen das Geheimrezept: Frau soll unabhängiges Leben führen, eigenständig und
selbstbewusst sein, nicht zu zickig und sich sexy fühlen blablabla
ja wissen wir eh, machen wir jeden Tag und sind vielleicht trotzdem
allein? Puh, woran könnte das nur liegen? Herr Sander hat auch hier Rat, denn
dann sind wir Frauen nicht authentisch genug! Alles nur aufgesetzt! Nichts ist
echt! Damn .. dann ist man ja ein Vollversager.
Dazu kommt noch, dass man beim Lesen der Sander
Mails meint, wir Frauen sind nur auf der Welt, um Männer das Leben möglichst
schwer zu machen (gut, ich will dem jetzt mal nicht so sehr widersprechen ;) ),
weil wir uns aufdrängen, wir machen uns zu viele Gedanken über sie. Das ist ein
Fehler laut Christian Sander, ein Fehler, denn viele Männer wollen diese
Aufmerksamkeit nicht, viele Männer wollen ja besagte selbstbewusste,
eigenständige Frau bei der sie nicht Lebensmittelpunkt sind.
Ich frage mich - stimmt das? Was denkt ihr? Bevor
man gleich die Flinte ins Korn wirft, lohnt es sich, diese Unabhängigkeit näher
zu betrachten.
Prinzipiell gebe ich Herrn Sander darin Recht, dass
weibliches unabhängiges Denken und Leben Männer anzieht. Aber die Betonung
liegt hier auf ANZIEHT, von Bindung ist das noch weit entfernt. Ich habe hier
eher das Gefühl, dass gerade die Unabhängigkeit einer Frau den Jäger im Mann
weckt und es dabei oft nur um das Erobern der Beute geht. Sicher sind Frauen
emanzipiert genug, um sich freiwillig erlegen zu lassen, keine Frage! Aber was
passiert danach? Mann zieht weiter (warum schreibt Herr Sander nicht mal über
das?! Dieses Verhalten finde ich echt bedenklich und in keiner seiner E-Mails
ist eine Erklärung dafür drinnen!) und Frau entwickelt diese doofen
Bindungshormone nach dem Geschlechtsverkehr und kann zuerst mal gar nicht
abziehen. Das ist biologisch ja gar nicht möglich, also macht frau sich
Gedanken. Frustrierend in dem Beispiel ist, dass sich der Mann umgekehrt kaum
Gedanken über die Frau machen wird, vor allem wenn der Sex mies war. (Ja meine
Lieben, ich habe einige dieser Jäger in meinem Freundeskreis und ja, auch Frauen
können beim Sex mies sein, nicht nur Männer :p )
Generell frage ich mich: Kann man wirklich von
jemanden verlangen, gerade wenn ein erstes Interesse erwacht ist und schon
Gefühle da sind, welcher Art auch immer, dass man sich keine Gedanken um den significant other macht??? Nein! Wie
soll das funktionieren?
Es ist halt so, und ich denke ich kann dabei für
viele Frauen sprechen, dass sich Frau halt gerne Gedanken über Männer macht!
Sicher ist es frustrierend, weil wir oft nicht wissen, was Sache ist, warum ER
das oder das macht und warum ER nicht anruft, warum ER jetzt das Interesse
verloren hat und und und .. aber auf der anderen Seite ist es nicht auch
herrlich, mit seinen FreundInnen über Männer zu reden? Bei einer Tasse
Tee/Kaffee oder Wein? Sein Verhalten zu analysieren, vom Schlimmsten auszugehen
und überzeugt sein, dass die wohl gemeinten, positiven Ratschläge der Freunde
nichts mit der Realität gemeinsam haben? Die Realität für uns Frauen ist ein
Grundsatz, oder nennen wir ihn auch Leitgedanke, der schon von den Ärzten in
den 1990er Jahren besungen worden ist - Männer sind Schweine! Davon gehen wir
Frauen mal aus, prinzipiell.
Deswegen bleiben wir Frauen höchstwahrscheinlich
bei den Männern hängen, die wider Erwarten keine Schweine sind. Die anrufen und
sich melden. Die bei uns bleiben, uns sagen, dass sie uns lieb haben, trotz
unserer Fehler und die sehen, dass sie einfach eine wunderbare Frau an ihrer
Seite haben und jeden Tag dafür dankbar sind. Das sind die Männer, die wir
Frauen wollen.
Für uns Frauen sind die bad boys das,
was "unabhängige und selbstbewusste Frauen" für Männer sind - äußerst
anziehend! Aber tief in unserem Inneren wissen wir, dass wir mit den bad
boys nicht glücklich werden ... und wenn wir es nicht tief in unserem
Inneren wissen, dann haben wir zumindest einmal in unserem Leben eine Erfahrung
mit einem bad boy gemacht ;)
An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei Charlotte Bronte bedanken,
die mit Jane Eyre uns Frauen die "Hoffnung" mitgegeben hat, dass
hinter jedem bad boy ein einsamer, trauriger Mann steht, Herr Rochester
natürlich, der nur die richtige Frau braucht, in die er sich verliebt und durch diese reine Liebe zu einem komplett neuen Menschen wird. Herzallerliebst!
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