Dienstag, 3. Dezember 2013

Anziehung durch Unabhängigkeit?! Ein Märchen über unabhängige Frauen.

Auch wenn ich die letzten Beiträge etwas vom Thema abgekommen bin, kam ich nicht umhin, mich über die dauernd bei mir eintreffenden Christian Sander Mails zu amüsieren.
Höret, höret nun:

Mit dieser Eigenschaft werden Sie ihn verzaubern, Elli!

Diese weibliche Eigenschaft macht Männer süchtig Elli. 

Was Männer magisch anzieht.

Elli, er weiß nicht was er will?

Wenn Sie DAS tun, wird er sie für immer lieben.


Selbst der unaufmerksamsten Leserin muss auffallen, dass sich die Themen nicht nur ähneln, nein sie behandeln eigentlich immer das Gleiche, nur in verschiedenen Überschriften. 

Aber aufmerksame Leserinnen von Herrn Sander kennen das Geheimrezept: Frau soll unabhängiges Leben führen, eigenständig und selbstbewusst sein, nicht zu zickig und sich sexy fühlen blablabla ja wissen wir eh, machen wir jeden Tag und sind vielleicht trotzdem allein? Puh, woran könnte das nur liegen? Herr Sander hat auch hier Rat, denn dann sind wir Frauen nicht authentisch genug! Alles nur aufgesetzt! Nichts ist echt! Damn .. dann ist man ja ein Vollversager. 

Dazu kommt noch, dass man beim Lesen der Sander Mails meint, wir Frauen sind nur auf der Welt, um Männer das Leben möglichst schwer zu machen (gut, ich will dem jetzt mal nicht so sehr widersprechen ;) ), weil wir uns aufdrängen, wir machen uns zu viele Gedanken über sie. Das ist ein Fehler laut Christian Sander, ein Fehler, denn viele Männer wollen diese Aufmerksamkeit nicht, viele Männer wollen ja besagte selbstbewusste, eigenständige Frau bei der sie nicht Lebensmittelpunkt sind. 

Ich frage mich - stimmt das? Was denkt ihr? Bevor man gleich die Flinte ins Korn wirft, lohnt es sich, diese Unabhängigkeit näher zu betrachten.
Prinzipiell gebe ich Herrn Sander darin Recht, dass weibliches unabhängiges Denken und Leben Männer anzieht. Aber die Betonung liegt hier auf ANZIEHT, von Bindung ist das noch weit entfernt. Ich habe hier eher das Gefühl, dass gerade die Unabhängigkeit einer Frau den Jäger im Mann weckt und es dabei oft nur um das Erobern der Beute geht. Sicher sind Frauen emanzipiert genug, um sich freiwillig erlegen zu lassen, keine Frage! Aber was passiert danach? Mann zieht weiter (warum schreibt Herr Sander nicht mal über das?! Dieses Verhalten finde ich echt bedenklich und in keiner seiner E-Mails ist eine Erklärung dafür drinnen!) und Frau entwickelt diese doofen Bindungshormone nach dem Geschlechtsverkehr und kann zuerst mal gar nicht abziehen. Das ist biologisch ja gar nicht möglich, also macht frau sich Gedanken. Frustrierend in dem Beispiel ist, dass sich der Mann umgekehrt kaum Gedanken über die Frau machen wird, vor allem wenn der Sex mies war. (Ja meine Lieben, ich habe einige dieser Jäger in meinem Freundeskreis und ja, auch Frauen können beim Sex mies sein, nicht nur Männer :p )

Generell frage ich mich: Kann man wirklich von jemanden verlangen, gerade wenn ein erstes Interesse erwacht ist und schon Gefühle da sind, welcher Art auch immer, dass man sich keine Gedanken um den significant other macht??? Nein! Wie soll das funktionieren?

Es ist halt so, und ich denke ich kann dabei für viele Frauen sprechen, dass sich Frau halt gerne Gedanken über Männer macht! Sicher ist es frustrierend, weil wir oft nicht wissen, was Sache ist, warum ER das oder das macht und warum ER nicht anruft, warum ER jetzt das Interesse verloren hat und und und .. aber auf der anderen Seite ist es nicht auch herrlich, mit seinen FreundInnen über Männer zu reden? Bei einer Tasse Tee/Kaffee oder Wein? Sein Verhalten zu analysieren, vom Schlimmsten auszugehen und überzeugt sein, dass die wohl gemeinten, positiven Ratschläge der Freunde nichts mit der Realität gemeinsam haben? Die Realität für uns Frauen ist ein Grundsatz, oder nennen wir ihn auch Leitgedanke, der schon von den Ärzten in den 1990er Jahren besungen worden ist - Männer sind Schweine! Davon gehen wir Frauen mal aus, prinzipiell.

Deswegen bleiben wir Frauen höchstwahrscheinlich bei den Männern hängen, die wider Erwarten keine Schweine sind. Die anrufen und sich melden. Die bei uns bleiben, uns sagen, dass sie uns lieb haben, trotz unserer Fehler und die sehen, dass sie einfach eine wunderbare Frau an ihrer Seite haben und jeden Tag dafür dankbar sind. Das sind die Männer, die wir Frauen wollen. 
Für uns Frauen sind die bad boys das, was "unabhängige und selbstbewusste Frauen" für Männer sind - äußerst anziehend! Aber tief in unserem Inneren wissen wir, dass wir mit den bad boys nicht glücklich werden ... und wenn wir es nicht tief in unserem Inneren wissen, dann haben wir zumindest einmal in unserem Leben eine Erfahrung mit einem bad boy gemacht ;) 

An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei Charlotte Bronte bedanken, die mit Jane Eyre uns Frauen die "Hoffnung" mitgegeben hat, dass hinter jedem bad boy ein einsamer, trauriger Mann steht, Herr Rochester natürlich, der nur die richtige Frau braucht, in die er sich verliebt und durch diese reine Liebe zu einem komplett neuen Menschen wird. Herzallerliebst!







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen